Köln – Altstadt, Dom und Veedel (I)

Es war ein ruhiger Morgen, der Kalender zeigt Karfreitag und für einen Feiertag war ich außergewöhnlich früh auf. Aber ich hatte ja auch eine Mission 😉 . Der erste Kaffee lief in meinen neuen Mehrwegkaffeebecher, während ich meine sieben Sachen zusammensuchte. Gegen 08.10 Uhr ging’s dann in Richtung Bahnhof. Es mag ein bisschen ungewöhnlich klingen, wenn ich schreibe, daß ich auf dem Weg nach Köln war, aber ich war mittlerweile schon x-mal in Hamburg und Berlin, aber in Köln allenfalls mal im Zoo. Heute startet also die Mission „Ein Niederrheiner erklärt euch Köln“. Mit dem Zug (übrigens pünktlich 😉 mit National Express) sind es aus dem Düsseldorfer Umfeld nur rd. 45 Minuten.

Auch wenn ich kein ausgesprochener Freund des rheinischen Karnevals bin, habe ich während meiner Kindheit im Ruhrpott natürlich kölsche Lieder gehört. Während wir Pänz (im Ruhrpott hieß das eher Blagen), schmutzig bis zum geht nicht mehr, in der Badewanne saßen, ertönten aus dem Radio z.B. die Bläck Fööss (also die nackten Füße) die uns lierten „Dreimol Null es Null es Null“. Doch wer hätte gedacht, daß die Kayjass Nummero Null nicht nur im Lied vorkam, sondern daß die Kaygasse tatsächlich existiert. Auch wenn in der Kaygasse heute keine Schule mehr steht, diese und andere Wahrheiten über Köln durfte ich kennenlernen. Ich nehme euch mit auf einen Rundgang durch die Altstadt, streife ein paar römische Bauwerke und klettere auf wagemutige Aussichtsetagen … 🙂 .

Es ist gegen 9.30 Uhr als ich meine Tasche im Hotel abstelle und mich auf den Weg mache. Ich biege zuerst nördlich ab und erreiche innerhalb weniger Minuten eines der ehemaligen Stadttore aus dem 13. Jahrhundert. Die Eigelsteintorburg, imposantes Beispiel der 2000-jährigen Geschichte Kölns, liegt noch verschlafen da. Rechts in einer kleinen Nische entdecke ich die Reste des Kutterwracks eines kleinen Kreuzers mit dem Namen S.M.S. „Cölln“ und eine Gedenktafel, die an seinen Untergang am 28.08.1914 erinnert. Die Stadt Köln ist seit 1909 Pate von 5 Schiffen der deutschen Marine mit dem Namen Cöln/Köln. Zurück geht es vorbei am Hotel in Richtung Dom. Auf der Domplatte ist es noch überschaubar.

Bevor es später voll und ich müde werde, führt mich mein Weg rechts am Dom vorbei, zu einem Durchbruch in das Innere des Südturms. Der Südturm des Kölner Doms hat in rd. 97 Metern Höhe eine Aussichtsplattform und von da aus möchte ich mir erstmal einen Überblick verschaffen. Bei klarem Wetter soll von hier aus sogar das Siebengebirge zu sehen sein. Vor mir liegen 533(!) Stufen, die ersten 30 nehme ich mit Schwung, die nächsten 30 zähle ich noch mit, dann schnappe ich das erste Mal nach Luft. Kein Weg für Leute mit Platzangst, denn bis zur Glockenstube geht es immer im Kreis herum. Nach der halben Strecke eine willkommene Pause, vorbei an der St. Petersglocke, die von den Kölnern als größte frei schwingende Kirchenglocke der Welt „d’r decke Pitter“ genannt wird. Da der „d’r decke Pitter“ momentan repariert wird, ist nicht damit zu rechnen, daß er einen Ton von sich gibt.

Ich zucke dennoch gehörig zusammen, als gefühlt 3 Meter von mir entfernt eine der kleinern Glocken die 1/4 Stunde ankündigt 😮 . Die zweite Hälfte des Treppenhauses wird in Angriff genommen und immer, wenn einem jemand entgegen kommt wird’s verdammt eng. Licht von oben kündigt an, nein nicht daß man oben ist, man kommt nach 70 Metern und 386 Stufen zu einer Metalltreppe, die aber das Ziel in Sichtweite rücken läßt. Mit pochendem Herzen und knapp vor Sauerstoffzelt erreiche ich die oberste Plattform. Die Aussicht ist gigantisch, selbst an diesem trüben Tag und die 533 Stufen waren es allemal wert. Unter mir sehe ich den Hauptbahnhof, rechts davon die Altstadt und vor mir den Rhein. Ich genieße eine Zeitlang den tollen Blick von hier oben, bevor ich mich dann zu einem Rundgang durch die Altstadt aufmache. Der Besuch der Aussichtsplattform kostet übrigens 4,- €/Erw.

Zwischendurch teste ich mal kurz das freie WIFI, das die Stadt Köln (zusammen mit Netcologne) anbietet. Auswählen, die AGB bestätigen und schon habt ihr 1 Stunde freies WLAN. Ab und zu verliert sich das Signal und nach 1 Stunde müßt ihr euch neu einwählen, aber es funktioniert relativ gut. Eine Ecke vom Dom entfernt fotografiere ich einen Baum. Warum einen Baum? Weil er auf einem Platz meiner Kindheit steht, denn wer wie ich schon um die 50 ist, erinnert sich vielleicht an den Spatz vom Wallraffplatz. Hier vorm WDR Funkhaus hat er damals gesessen 😉 . Noch älter als der Spatz ist die Geschichte der Heinzelmännchen (die mit dem „H“ im Namen 😉 ). Ihnen zu Ehren steht eine Ecke weiter vor dem ältesten Brauhaus Kölns, dem Früh, der wunderschöne Heinzelmännchenbrunnen.

Jetzt geht es in die Altstadt, Alter Markt mit sehenswerten Häusern wie z.B. das vom Brauhaus Gaffel (HsNr. 20/22), der Brunnen mit dem Denkmal für Jan von Werth, das historische Rathaus und um die Ecke die beiden Kölner Originale „Tünnes und Schäl“. Der bauernschlaue, knollnasige Antonius und der schlitzohrig, hinterhältig aber immer gut gekleidete Schäl stehen etwas versteckt und ich mußte etwas suchen, aber das gehört wohl dazu, wenn man zum ersten Mal in Deutschlands ältester Großstadt unterwegs ist. Die Nase(n) zu reiben soll übrigens Glück bringen, hätte ich das mal vorher gewußt 😮 .

Vorbei am Brunnen auf dem Ostermannplatz überlege ich kurz, ob ich wirklich auf einem Platz stehe oder auf dem Hinterhof eines Hauses gelandet bin. Der Brunnen in Gedenken an Willi Ostermann plätschert und die Leute genießen wenige Meter weiter ihr Mittagessen. Ein Stückchen weiter fällt auf dem Weg an den Rhein der Fischmarkt unweigerlich ins Blickfeld. Die bunten Stapelhäuschen und Groß St. Martin sind ein Fotomotiv, das ihr bestimmt kennt. Die Stapelhäuschen erinnern daran, daß früher, also im Mittelalter, sämtliche Waren hier für 3 Tage angeboten werden mußten. Nach den engen, gemütlichen Gassen genieße ich jetzt die Weite des Rheins und erreiche nach ein paar Minuten den Rheinauhafen.

Der Malakoffturm markiert den Eingang zum Rheinauhafen und oberhalb des Schokoladenmuseums bietet eine große, frei zugängliche Aussichtsterasse ein Blick auf den Rhein und die weiter hinten liegenden Kranhäuser. Ich nutze nach soviel Fußweg jetzt zum ersten Mal meine Fahrkarte für den ÖPNV. Die Köln Card, mit der es im Übrigen auch vergünstigte Eintrittspreise in verschiedenen Museen, bei der Seilbahn usw. gibt, bringt mich vom Severinsplatz an den Chlodwigplatz. Den kennt ihr vielleicht aus Karnevalsübertragungen, denn hier steht die südliche Torburg, die Severinstorburg. Während ich mir ein Metzgerbrötchen (Brötchen mit einer dicken Scheibe Fleischwurst) gönne studiere ich meinen Spickzettel, dazu aber morgen mehr im zweiten Teil von „Köln – Altstadt, Dom und Veedel“.

Unterstützt wurde ich bei dieser kleinen Reise durch Köln Tourismus, die mir mit der KölnCard sowie der Führung durch Ehrenfeld (auch dazu morgen mehr) unter die Arme gegriffen haben. Meine beschriebenen Eindrücke bleiben hiervon unberührt und meine eigenen. Weitere Bilder (incl. Ausblick auf morgen) gibt’s bei Flickr und Google Fotos.

2 Kommentare

  1. Köln – das wäre tatsächlich mal was! Bisher habe ich es nur einmal ganz kurz beim Umsteigen aus dem Bahnhof hinaus geschafft, einen Blick in die Runde geworfen – und weiter musste ich. Liebe Grüsse und Danke fürs Zeigen, Miuh

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..